Trinkwasser – unser wertvollstes Lebensmittel
“Wasser muss geeignet sein, ohne Gefährdung der menschlichen Gesundheit getrunken oder verwendet zu werden.” Das sagt Paragraph drei der österreichischen Trinkwasserverordnung. Mit 2010 haben die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Wasser auch als Menschenrecht verankert. Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Als Lebensmittel versorgt es uns mit wichtigen Mineralstoffen, verunreinigtes Trinkwasser kann aber Krankheiten auslösen und stellt in manchen Teilen der Erde ein großes Problem dar. Beim Umgang mit unserer wichtigsten Ressource ist Vorsicht geboten.
Gesetzliche Anforderungen an Trinkwasser
Was Trinkwasser ist, ist im Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG) sowie in der Trinkwasserverordnung (TWV) festgelegt. Es muss klar, kühl sowie geschmacksneutral sein und darf keine krankmachenden Erreger enthalten. Das Wasser, das in Österreich aus der Leitung fließt, erfüllt diese Kriterien. Doch nicht überall in Europa ist das so – in Spanien etwa ist das Leitungswasser in manchen Gegenden nicht zum Verzehr geeignet. Bedeutende Unterschiede gibt es im Ursprung des Wassers. Denn Trinkwasser kann auf verschiedene Weisen gewonnen werden.
Grundwasser, Oberflächenwasser, Niederschlagswasser oder Meerwasser ist die Basis für Trinkwasser. In Österreich wird zum Großteil Grundwasser verwendet. Damit die Qualität des Wassers gewahrt werden kann, müssen alle Versorgungsanlagen mindestens einmal jährlich eine Überprüfung durchführen. Folgende Parameter werden dabei getestet:
- Nitrat
- Pestizide
- pH-Wert (Wasserstoffionenkonzentration)
- Gesamthärte
- Carbonathärte
- Kalium
- Calcium
- Magnesium
- Natrium
- Chlorid
- Sulfat
Die Ergebnisse dieser Überprüfungen müssen den Abnehmern mitgeteilt werden. Meist sind die Informationen auf der Wasserrechnung zu finden, oft aber auch etwa in der Gemeindezeitung. Eine Alternative ist die Trinkwasserdatenbank. Hier können Sie online die Messwerte für Ihre Gemeinde erfragen. Falls Grenzwerte überschritten werden, muss dies aber ohnehin den Verbrauchern mitgeteilt werden. Messwerte sind immer nur Momentaufnahmen – wenn heute bei der Messung alles passt, kann es morgen ganz anders aussehen. Zwischen den Messungen der Gemeinde können Sie auch selbst einen Wassertest durchführen. Dieser schafft Abhilfe bei Bedenken zur Wasserqualität. Natürlich liefert ein solcher ebenfalls eine Momentaufnahme, nur regelmäßige Kontrollen können die Wasserqualität auf Dauer sicherstellen.
Qualität durch die richtige Aufbereitung
Wird Wasser zur Trinkwassernutzung aus Gewässern entnommen, spricht man von Rohwasser. Hat dieses nicht die passende Güte, muss es aufbereitet werden. Manche Grundwässer werden von mineralischem Gestein so gut gefiltert, dass sie pur an die Verbraucher abgegeben werden können. Oberflächenwasser hingegen ist immer mikrobiell belastet. Es muss aufbereitet und desinfiziert werden. Damit die hygienischen und gesundheitlichen Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllt werden können, muss Wasser meist in irgendeiner Form aufbereitet werden. Am häufigsten wird dabei die Enteisenung und Entmanganung eingesetzt. Weitere gängige Methoden sind:
- Entsäuerung
- Langsam- /Schnellfiltration
- Flockung
- Aufhärtung
- Adsorption mit Aktivkohle oder Pulverkohle
- Dosierung von korrosionshemmenden Stoffen
- Oxidation
- Membranfilterung
- Enthärtung
Die größten Probleme sind somit Fremdstoffe, die ausgefiltert werden müssen, sowie ein unpassender pH-Wert. Der pH-Wert steht im Gleichgewicht zu den härtebildenden Stoffen Calcium und Magnesium. Basisches Wasser mit erhöhtem pH-Wert ist gleichzeitig hart, saures Wasser ist weich. Probleme können im Zusammenhang damit viele auftreten. Weiches Wasser greift Rohre an, löst Schadstoffe aus ihnen und beschleunigt die Bildung von Rost. Hartes Wasser hingegen kann Rohre verstopfen und führt zu den bekannten Kalkablagerungen auf Armaturen und Haushaltsgeräten.
Vorsicht bei Hausbrunnen geboten
In Österreich bekommen rund 90 Prozent der Bevölkerung ihr Wasser zentral von den Wasserversorgern. Jeder zehnte Haushalt verfügt aber über einen Hausbrunnen. Wer ein Grundstück erwirbt, dem gehört auch das Grundwasser darunter – andere Voraussetzungen für einen Hausbrunnen gibt es nicht. So wie die zentralen Versorger ihr Wasser laufend prüfen müssen, haben auch Hausbrunnenbesitzer diese Verantwortung. Die Empfehlung des Gesundheitsministeriums lautet, unbedingt in regelmäßigen Abständen eine Wasseranalyse durchführen zu lassen. Die Kontrollen sollten jährlich erfolgen und unbedingt von einer qualifizierten Prüfstelle durchgeführt werden. Auch wenn sich das Wasser optisch und geschmacklich nicht verändert hat, kann eine gefährliche Belastung vorliegen.
Leitungswasser überzeugt gegenüber Mineralwasser
Aus Angst vor Keimen und Schadstoffen im Leitungswasser greifen immer mehr Konsumenten zu abgefülltem Mineralwasser. Es ist aber ein Irrglaube, dass dieses gesünder ist. Leitungswasser wird besser kontrolliert als Mineralwasser, es muss auf mehr Fremdstoffe überprüft werden. Einige Belastungen können somit bei Mineralwasser nicht ausgeschlossen werden, schon gar nicht Keime. Weder Leitungs- noch Flaschenwasser muss keimfrei sein, laut Verordnung dürfen aber beide keine krankmachenden Erreger enthalten.
Bedenklich ist, dass viele Mineralwässer in Plastikflaschen verkauft werden. Besonders bei prickelndem Wasser wird es problematisch. In einem Test des österreichischen Magazins „Konsument“ konnte in 21 von 25 Mineralwässern ein erhöhter Gehalt von Acetaldehyd festgestellt werden. Dieser Stoff hat einen „fruchtig-aromatischen“ Geschmack und wurde von der EU auf die Liste der Substanzen mit Verdacht auf krebserregende Wirkung gesetzt. Bei Analysen konnte auch festgestellt werden, dass Mineralwasser oft weniger Mineralstoffe als gewöhnliches Leitungswasser enthält. Wasser aus Flaschen ist in erster Linie erfolgreiches Marketing. Sie könnten einfach Wasser aus Ihrem Hausbrunnen in Flaschen abfüllen und verkaufen, den meisten Mineralwässern würde es in puncto Qualität um nichts nachstehen.